Lebenslauf
Selbstdarstellung Werke
Literaturhinweise
Manfred Wetzel
Dialektik
als Ontologie auf der Basis selbstreflexiver Erkenntniskritik
Wissenschaft der Erfahrung des Bewußtseins und Prolegomena
zu einer Dialektik in systematischer Absicht
XXXII + 864 S., Freiburg i.Br./ München (Vlg. Karl Alber) 1986
ISBN 3-495-47591-5
aus der EINLEITUNG, S. 1ff.:
„I) Wenn wir im gegenwärtigen Zustand der Philosophie die
alte Unterteilung in Logik, Physik und Ethik wieder aufgreifen und sie
in die sehr viel allgemeinere und weitere Unterscheidung zwischen Fundamentalphilosophie,
Realphilosophie und Praktischer Philosophie transformieren, so freilich,
daß diese drei Titel thematisch wie methodisch nicht mehr drei wohl
voneinander getrennte Hauptbereiche des Philosophierens, sondern vielmehr
drei einander wechselseitig bedingende und darin sowohl koordinierte wie
auch einander subordinierte oberste, mithin irreduzible und so Einheit
stiftende Gesichtspunkte ausmachen, unter denen das Ganze der Philosophie
zur Sprache kommt, dann läßt sich die Intention der hier vorliegenden
Arbeit fürs allererste als eine fundamentalphilosophische kennzeichnen.
Dies besagt zugleich: Würden die drei Titel 'Fundamentalphilosophie',
'Realphilosophie' und 'Praktische Philosophie' rein thematisch und/oder
methodisch verstanden werden, so müßte gesagt werden, daß
sie im folgenden alle drei unter einem fundamentalphilosophischen Interesse
und im Hinblick auf die aus der spezifischen Gestalt dieses Interesses
resultierenden Aufgaben eine Rolle spielen werden.
II) Eine solche fundamentalphilosophische Intention
wird natürlich, wenn sie zur Ausführung gelangt, je nach Standpunkt,
Selbstverständnis dieses Standpunktes und Begründung desselben
eine gänzlich verschiedene Gestalt der Fundamentalphilosophie annehmen
müssen. Die hier entwickelte Gestalt der Fundamentalphilosophie
erklärt sich zunächst auf der obersten und allgemeinsten Ebene
aus einer fundamentalen, d.i. als unhintergehbar angesehenen und darin
zugleich in sich gedoppelten Komplementarität zwischen Thematisch-werden
der ursprünglichen Gegenstands- und Handlungsbeziehungen des Denkens
und der Ausübung derselben, und ebenso zwischen Begründung und
Rechtfertigung dieser Gegenstands- und Handlungsbeziehung
und der Entfaltung derselben in ihre einzelnen Momente. Weil nun aber das
Thematisch-werden wie auch der Gebrauch dieser urspnüng1ichen Beziehung
und ihre Legitimation ebenso wie ihre Entfaltung wesentlich selbstreflexiv
oder - wie man gegenwärtig zu sagen vorzieht - selbstreferentiell
sind, d.i. nur unter ihren eigenen Bedingungen geschehen können, lassen
sich Thematisierung und Gebrauch, Legitimation und Entfaltung auch wiederum
nicht trennen, ohne deshalb jedoch identisch zu werden. Jede Selbstthematisierung
der ursprünglichen Gegenstands- und Handlungsbeziehung des Denkens
ist zugleich auch ein Gebrauch derselben und jeder solcher Gebrauch in
fundamentalphilosophischer Absicht, d.i. insofern er auf sich selbst gerichtet
ist, zugleich auch eine Thematisierung eben dieser Beziehung; dennoch
macht es aber einen Unterschied aus, ob in "unserer" Darstellung
dieser Selbstbestimung der ursprunglichen Gegenstands- und Handlungsbeziehung
als Resultat oder als fixierbarer Objektivation diese Beziehung als gebrauchte
oder als thematisierte gemeint ist, wobei für diese "unsere" Darstellung,
insofern sie stets zugleich auch Aktualität oder Vollzug ist, sich
diese Differenz selbst noch einmal auftut: "Unsere" Darstellung
ist selbst Gebrauch, "unser" Gebrauch, und zugleich "unsere" Thematisierung
der Selbsthestimmung dieser Gegenstandsbeziehung als Resultat dieses Gebrauchs
- das ist die eingangs schon genannte Verdopplung des wechselseitigen Aufeinanderangewiesenseins
von Thematisch-werden und Gebrauch.
III) Gleichwohl aber kann aus dieser in sich unterschiedenen
Einheit von Thematisch-werden und Gebrauch noch kein bestimmter Gang der
Darstellung gewonnen werden. Ein solcher Gang und damit eine oberste Einteilung
ergibt sich aber aus der zweiten, oben schon erwähnten Komplementarität,
d.i. aus der Komplementarität von Legitimation und Entfaltung: Es
kann nämlich und muß auch zum einen verlangt werden,
den Begriff und den Standpunkt einer Selbstthematisierung der ursprünglichen
Gegenstandsbeziehung, mithin der im Zuge ihrer Thematisierung sich selbst
schon gebrauchenden Fundamentalbeziehung zu legitimieren und d.h.
im Prinzip gegen alle anderen, mehr oder minder alternativen Standpunkte
zu verteidigen, und es kann und muß zum anderen ebensosehr
gefordert werden, diese sich in einem thematisierende und gebrauchende
Beziehung in ihre einzelnen Momente zu entfalten oder zu explizieren,
wie der Analytiker sagen würde, sofern er freilich eine derartige
Selbstexplikation überhaupt für ein sinnvolles Geschäft
anzuerkennen sich bereit erklären könnte. Nun gibt es in der
Tat wenigstens eine Philosophie, deren Haupteinteilung zumindest so angesehen
werden kann, daß sie zum einen aus einer Legitimation und zum anderen
aus einer Entfaltung des ihr eigentümlichen Standpunktes, und d.i.
des Standpunktes des "absoluten Wissens" besteht - die Philosophie Hegels:
Und zwar
- stellt die Phänomenologie des Geistes oder die sogen. Wissenschaft
der Erfahrung des
Bewußtseins den legitimierenden und darin zugleich hinführenden
Teil,
- das sogen. System der Philosophie, welches insbes. Die Wissenschaft
der Logik mit
umfaßt, hingegen die Entfaltung und Ausführung eben
des Standpunktes selbst dar.
Wir greifen diese Unterscheidung hier auf, so freilich, daß
Legitimation und Entfaltung nicht absolut getrennt sind, sondern vielmehr
die "Wissenschaft der Erfahrung des Bewußtseins“ die ihr
eigentümliche Legitimation über
eine sehr bestimmte Entfaltung ihres eingangs eingenommenen
Standpunktes zustandebringt
und gerade darin allererst die Legitimation ist, die sie intendiert
- umgekehrt die Entfaltung des durch eine solche "Wissenschaft der
Erfahrung des
Bewußtseins" schon legitimierten Standpunktes selbst wiederum
auch insofern Legitimation
ist, als in jenem ersten Teil Figuren gebraucht und Erfahrungen
zugrundegelegt werden, die
auf Grund der spezifischen Aufgabenstellung dort nicht eigens
thematisch werden können
IV) Der Verfasser hat sich in der hier vorliegenden
Arbeit nun das Ziel gesetzt, eine auf solchem Standpunkt und solcher Grundeinteilung
beruhende Philosophie im Ansatz neu zu machen; das ist durchaus
etwas anderes als eine "Rekonstruktion" oder nicht nur eine "Rekonstruktion"
der Philosophie Hegels, wie man gegenwärtig mit einem gang und gäben
Ausdruck für ein derartiges Unternehmen zu sagen beliebt. Es kommt
dem Verfasser vielmehr darauf an, nach Hegel möglich
gewordene und neu eingetretene Erfahrungen des Denkens und d.s. sowohl
alltags- und lebensweltliche Erfahrungen als auch und vor allem positiv-wissenschaftliche
Erfahrungen und last, but not least philosophische Erfahrungen in Gestalt
neuer philosophischer und/oder neu interpretierter philosophischer Standpunkte
so durchzugehen und in einem damit allerdings zugleich auch zu kritisieren,
daß der Hegelsche Standpunkt als Resultat solchen Durchgangs und
solcher Kritik im Prinzip neu begründet wird. In dieser Absicht
konnte hier freilich erst ein Ansatz vorgelegt werden und dementsprechend
gliedern sich die Ausführungen in zwei Hauptteile, nämlich
- Erster Hauptteil: Neue Grundlegung einer "Wissenschaft der Erfahrung
des Bewußtseins"
(Teile 1 bis 3)
- Zweiter Hauptteil: Prolegomena zu einer Dialektik in systematischer
Absicht
(Teile 4 bis 6)“
INHALT
INHALTSÜBERSICHT
0. Allgemeine Einleitung und Einteilung
Erster Hauptteil: Neue Grundlegung einer „Wissenschaft der Erfahrung
des Bewußtseins"
1. Grundriß des Gebietes und Aufriß des Standpunktes
1.1. "Die drei Stellungen des Gedankens zur
Objektivität"
1.2. Phanomenologie und phänomenologische
Ontologie / Fundamentalontologie -
Neukantianische, analytische und narrrative Reflexionsphilosophie /Uni-
versalpragmatlk - Dialektik
1.3. "Wissenschaft der Erfahrung des Bewußtseins":
Ansatz, Skizze des Aufbaus und
Richtung
des Fortgangs in 2. und 3.
2. Selbstreflexivität und Negativität der Gegenstandsbeziehung
- Kritik der
Sprachanalytischen Philosophie
2.1. Ontologie der Referenz-Semantik versus
Intersubjektivitätstheorie der
Sprach-Pragmatik
2.2. Differenz und Verhältnis von Darstellung,
Reflexion und Bestimmtheit:
Sprachlichkeit und Gedanklichkeit - Dialektik versus Sprachanalyse
2.3. Systematische Skizze der Hauptmomente
der Selbstreflexivität und Nega-
tivität der Gegenstandabeziehung und -erschließung
3. Selbstreflexivität und Positivität der Gegenstandskonatitution
- Kritik
der Analytischen Wissenschaftstheorie
3.1. Die nicht-selbstreflexive Geltungsphilosophie
des Logischen Empirismus
Grundlage
und Dilemma des Standpunktes der Normalen Analytischen
Wissenschaftstheorie
3.2. Subjektivität und Objektivität des
Subjekts in der Darstellung, Selbst-
reflexion
und Bestimmtheit des Subjekts - Dialektik versus Analytische
Wissenschaftatheorie
3.3. Systematische Skizze der Hauptmomente der Selbatreflexivität
und
Positivität
in der Gegenstandskonstitution und -aneignung
Zweiter Hauptteil: Prolegomena zu einer Dialektik in systematischer
Absicht
4. Der Dialektik entgegengesetzte und in der Dialektik aufgehobene
Standpunkte
4.1. Einseitige und unzulängliche Auffassungen
von Dialektik
4.2. Griechische Ontologie (Platon, Aristoteles)
und Transzendentalphilosophie
(Kant, Fichte) als die beiden Hauptwurzeln der Dialektik in Hegela
"Wissenschaft
der Logik"
4.3. Entwicklung der Ausgangslage zur Behandlung
und Darstellung der
Dialektik in Teil 5 und 6
5. Unendliches oder sich selbst bestimmendes Denken 1 Unendliche
Gegenstandsbe-
ziehung. "Hegelsche" Kritik der Sprachanalytischen
Hegel-Kritik
5.1. Seinsdenken, Gegenstandsbeziehung, Objektivität:
Begriffsbestimmtheit,
Selbsterfahrungsstruktur
und Darstellungsbedingungen
5.2. Ich-Identität, Struktur des Begriffs,
Subjektivität: Substantialität
Selbsterfahrungsstruktur
und intersubjektive Vermittlung
5.3. Die Selbsterfahrung des Denkens im Hinblick
auf endliches, gegebenes
Mannigfaltiges
(identisch mit Teil 6)
6. Endliches oder auf gegebenes Mannigfaltiges angewiesenes Denken
/ Endliche
Gegenstandsbeziehung. Zur Funktion des Widerspruchs
in der Dialektik
6.1. Quasi-abbildende Gegenstandsbeziehung:
Quasi-Realwidersprüche oder
Konstitutionswidersprüche im weiteren Sinne
6.2. Eingreifend-verändernde Gegenstandsbeziehung:
Verflechtungswidersprüehe
oder Konstitutionswidersprüche im engeren Sinne
6.3. Selbsterfahrung und Selbstbestimmung
der konstituierenden Subjektivität
selbst (identisch mit Teil 5)
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