Lebenslauf
Selbstdarstellung
Werke
Literaturhinweise
Klaus Düsing
Die
Teleologie in Kants Weltbegriff, Kant-Studien, Ergänzungsheft
96. 2. erw. Aufl. Bonn (Bouvier) 1986, 281 S.
Aus der Einleitung, S. 9ff.:
„Mit der Teleologie im Weltbegriff Kants soll ein Problem angeschnitten
werden, das erst im 20. Jahrhundert deutlicher als notwendige Frage für
die Philosophie hervortrat, nämlich das Problem der Welt des Menschen.
Die Welt, in der der Mensch lebt, handelt, denkt und in der er bekannt
oder fremd ist, liegt offenbar selbst allen seinen möglichen Verhaltensweisen
zu etwas ihm in der Welt Begegnenden bereits zugrunde. Die Frage nach der
Bedeutung von Welt überhaupt ist zugleich die Frage nach der Notwendigkeit
einer vorausgehenden und leitenden Hinsicht für den Menschen, durch
die er sich in seinem besonderen Tun von vornherein in einem Ganzen bewegt
und immer schon einen möglichen Zusammenhang alles vielfältig
Verschiedenen, das er antrifft und das ihn angeht, erwartet. Welt wäre
dann also in einer ersten und ganz vorläufigen Kennzeichnung ein Strukturmoment
des Sich-Verhalten-Könnens des Menschen überhaupt, sofern dieses
irgendwie auf Kenntnis oder Überlegung beruht. ...
In der Entfaltung des Kantischen Ansatzes müssen nun folgende
Themen erörtert werden, die hier zunächst nur ganz kurz skizziert
werden sollen. Es muß Kants kritische Begründung des Prinzips
der Zweckmäßigkeit in Abhebung vor allem von seiner eigenen
vorkritischen Teleologie dargestellt sowie der Zusammenhang und das Unterscheidende
der verschiedenen Grundarten der Zweckmäßigkeit aufgezeigt werden.
Hierbei sind besonders das Fundament dieses Weltbegriffs wie auch die verschiedenen
Bereiche der Welt und die verschiedenen Verhaltensweisen des Subjekts,
die von Kant dadurch begründet werden, hervorzuheben. Die systematische
Stellung dieses Prinzips der Zweckmäßigkeit aber besteht darin,
daß es den Übergang von der Natur zur Freiheit ermöglicht.
Es soll versucht werden, in diese für Kants Teleologie zentrale, aber
bisher nicht befriedigend gelöste Frage ein wenig mehr Licht zu bringen.
- Bei der Durchführung der teleologischen Verfassung der Welt im einzelnen
gilt es dann zu zeigen, daß für Kant die organische Zweckmäßigkeit,
von der er dabei ausgeht, zum Beispiel und Vorbild aller Zweckmäßigkeit
des Mannigfaltigen der Welt wird, so daß er schließlich die
Welt als ein organisch-teleologisches Ganzes denkt. Kant verknüpft
hiermit spezielle naturphilosophische Fragen, die anscheinend nicht unmittelbar
mit dem gekennzeichneten Problem der Welt zusammenhängen. Aber gerade
an ihnen lassen sich einmal konkrete Vorstellungen Kants zur teleologischen
Anordnung des Mannigfaltigen der Welt aufweisen, zum andern aber auch Kants
Verständnis des Verhältnisses dieses Weltbegriffs zur Natur als
Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Zugleich ergibt sich ein Zusammenhang
zur Metaphysik, nämlich zum Problem der Physikotheologie und zu der
Frage, ob der übersinnliche Grund des organisch-zweckmäßigen
Weltganzen als Weltseele vorgestellt werden könne. - Als Gipfel der
gesamten Naturteleologie aber ist nach Kant die Kultur des Menschen zu
denken, die für ihn Vorbereitung zum Endzweck ist. So müssen
schließlich auch Kants Begriffe von Kultur und Geschichte in ihrer
Bedeutung für die Teleologie des Weltganzen als dem Bereich zwischen
Natur und Freiheit gekennzeichnet werden.“
In der zweiten Auflage folgt ein Anhang über Leibniz und Kant.
INHALT
Einleitung
9
Erstes Kapitel
HERKUNFT UND ENTSTEHUNG DES KRITISCHEN PRINZIPS DER ZWECKMÄSSIGKEIT
DER NATUR IM GANZEN 24
A. Verschiedene Bedeutungen des Begriffs der Welt bei Kant
24
B. Der Begriff der Vollkommenheit der Welt in Kants vorkritischer Zeit
28
C. Die zweckmäßige und systematische Einheit der Natur und
der Welt im ganzen in der „Kritik der reinen Vernunft“
38
Zweites Kapitel
DIE ZWECKMÄSSIGKEIT ALS EIGENES PRINZIP DER KRITISCHEN
PHILOSOPHIE UND DIE REFLEKTIERENDE URTEILSKRAFT 51
A. Das transzendentale Prinzip der Zweckmäßigkeit als Prinzip
der reflektierenden Urteilskraft 51
B. Der intuitive Verstand als Idee der reflektierenden Urteilskraft
66
C. Die Bewunderung der Zweckmäßigkeit der Natur
75
D. Die ästhetische Zweckmäßigkeit und ihr Zusammenhang
mit dem transzendentalen Prinzip der Urteilskraft
80
E. Die objektive Zweckmäßigkeit für Organismen und
die transzendentale Begründung des Begriffs des Naturzwecks
86
F. Zweckmäßigkeit der Natur und menschliche Kausalität
nach Zwecken 100
Drittes Kapitel
SYSTEMATISCHE BEDEUTUNG UND ENTFALTUNG DER PHYSISCHEN TELEOLOGIE IM
WELTGANZEN IN DER „KRITIK DER URTEILSKRAFT“ 102
A. Kennzeichnung der Problematik des Übergangs von der Natur zur
Freiheit 102
B. Die Annahme eines übersinnlichen Prinzips für die Organismen
durch die reflektierende Urteilskraft 116
C. Die Ausweitung des teleologischen Prinzips auf das Weltganze
121
D. Einzelne Schritte zur Ausgestaltung des teleologischen Weltbegriffs
128
1. Über- und Unterordnung in der Natur als System der Zwecke
128
2. Die Einbeziehung des Naturschönen in die objektive Zweckmäßigkeit
des Mannigfaltigen der Welt 130
3. Erweiterung der Naturteleologie um die Dimension der Naturgeschichte
133
Viertes Kapitel
DAS ORGANISCHE WELTGANZE UND DER BEGRIFF DER WELTSEELE IM OPUS POSTUMUM
143
Vorbemerkung 143
A. Das immaterielle Prinzip des Organischen 145
B. Der konkrete Aufbau des organisch-teleologischen Weltganzen
154
1. Die Organismen und das System der bewegenden Kräfte
154
2. Die Erde als Organismus 160
3. Der vollständige Entwurf eines organischen Weltganzen 163
C. Der Begriff der Weltseele 172
1. Der Begriff der Weltseele bei Kant vor dem Opus postumum
173
2. Ablehnende Äußerungen zur Weltseele als naturphilosophischem
Prinzip 177
3. Vielheit immaterieller Prinzipien oder Einheit eines immateriellen
Prinzips als Weltseele 180
4. Das Verhältnis der Weltseele zur Sinnenwelt 184
5. Weltseele und Gott 189
Anhang: Der produktive Verstand als Grund der Natur in der „Kritik
der Urteilskraft“ 197
Fünftes Kapitel
KULTUR UND GESCHICHTE DER MENSCHHEIT ALS GIPFEL DER NATURTELEOLOGIE
UND ALS ÜBERGANG ZUR FREIHEIT 206
Vorbemerkung 206
A. Der Weg von der Teleologie der Natur außer uns zum Menschen
206
B. Der teleologische Zusammenhang von Natur und Kultur: die Kultur
als letzter Zweck der Natur 212
C. Staat, Weltbürgertum und Geschichte der Menschheit: Kultur
der Geschicklichkeit 217
D. Geschmack, Gesellschaftskultur, Wissenschaften: Kultur der Disziplin
226
E. Das Verhältnis von Kultur und Endzweck und die Vollendung des
teleologischen Weltbegriffs 229
LITERATURVERZEICHNIS 238
Anhang
SUBSTANZMETAPHYSIK UND PHILOSOPHIE DES ORGANISCHEN.
Untersuchungen zu Leibniz und Kant 244
I. Leibniz
a) Annahme und Bestimmung der individuellen Substanz
245
b) Individuelle Substanz und Organismus 251
c) Metaphysische Prinzipien der Erfahrung des
Lebendigen 255
II. Kant
a) Die kritische Bedeutung des Substanzbegriffes 259
b) Die Beurteilung des Organismus als Naturzweck 261
c) Mechanismus und Teleologie 264
Nachwort 268
Personenregister 275
Sachregister 277
Lebenslauf
Selbstdarstellung
Werke
Literaturhinweise
Klaus Düsing
Das
Problem der Subjektivität in Hegels Logik, Hegel-Studien, Beiheft
15. 3. erw. Aufl. Bonn (Bouvier) 1995, 399 S. (übernommen von: Meiner)
Aus der Einleitung, S. 19ff.:
„Hegels verschiedene Konzeptionen der Logik und ihre Begründungen
bilden ... verschiedene Antworten auf die idealistische Prinzipienfrage.
Ein einheitliches, für alle Teile der Philosophie zureichendes Prinzip
sollte nach den Vorstellungen der deutschen Idealisten durch die Bestimmung
eines spezifischen Verhältnisses der Subjektivität zum Absoluten
gewonnen werden. Die Kennzeichnung dieses Verhältnisses fiel bei ihnen
jeweils ganz unterschiedlich aus. Diese inhaltlichen Lösungen der
Prinzipienproblematik sind jedoch nur im Rahmen bestimmter systematischer
Ansätze und Zuordnungen von Logik und Metaphysik zueinander theoretisch
durchführbar, wobei innerhalb der Metaphysik noch einmal das Verhältnis
von Ontologie und philosophischer Theologie anzugeben ist. Nur durch solche
Zuordnungen vermag im Idealismus die Lehre von der Subjektivität den
Charakter einer Prinzipientheorie zu erhalten, und nur dadurch kann auch
ihre Methode genauer festgelegt werden. - Hegels endgültiger Lösung,
nämlich der Theorie der absoluten Subjektivität in der Logik,
die zugleich Metaphysik ist, gingen abweichende eigene Theorien voran,
in denen die Logik als Explikation der endlichen, reinen Subjektivität
noch von der Metaphysik als der Darstellung des Absoluten getrennt war;
ferner impliziert Hegels spekulative Logik Argumente aus seiner Rezeption
und Kritik der andersgearteten transzendentalphilosophischen und idealistischen
Lösungen in der damaligen Zeit. Seine Theorie der Subjektivität
als spekulative Logik ist also nur im Zusammenhang mit jenen vorhergehenden
Lösungen zu interpretieren. ...
Die Kantische Konzeption der reinen Subjektivität, in der die
wesentlichen strukturellen und systematischen Probleme der Subjektivität
bereits angeschnitten sind, versuchten erst die deutschen Idealisten in
ihren verschiedenen Entwürfen zu einer vollständigen Theorie
auszubilden. ... Hegels frühe Logik entwickelt nun mit den einzelnen
Kategorien und deren Zusammenhang über verschiedene Stufen die Struktur
der Subjektivität als endlicher Reflexion. Das hierbei angenommene
Ziel, das erreicht werden soll, besteht in nichts anderem als im vollständigen
Begriff der logischen Methode oder der Reflexion. Zugleich wird diese Methode
notwendigerweise schon in den vorherigen Entwicklungen der Logik operativ
angewandt.“ Es ist die Dialektik in noch negativ bleibender Bedeutung.
- In den folgenden Konzeptionen entwickelt Hegel schrittweise die Logik
als Metaphysik und Theorie der unendlichen Subjektivität. -
„Hegels spekulative Logik als Theorie der Subjektivität ... muß
schließlich in der Entwicklung der Kategorien und Formen zeigen können,
daß diese nicht ohne notwendige Synthesis möglich sind und daß
der Grund dieser Synthesis das sie zustandebringende Denken ist, das sich
hierbei schließlich auf sich selbst bezieht. Hegel sucht diese Aufgabe
dadurch zu bewältigen, daß er nicht grundsätzlich die methodischen
Überlegungen von der Bedeutung der Kategorien trennt, sondern die
Kategorien und deren Zusammenhänge selbst als Momente bzw. Stadien
der Methode konzipiert. Von einfachen Bestimmungen ausgehend, bemüht
er sich, immer kompliziertere Verhältnisbegriffe aufzustellen, deren
Einheitsstruktur zuletzt selbstbezüglich wird. In der Darlegung dieser
Selbstbezüglichkeit der Einheit gilt es dann, die Konstitution eines
Gegenstandes, die Ichstruktur dieses Gegenstandes, so daß die Subjektivität
sich darin selbst erkennen kann, und das Wissen von sich als dem Hervorbringen
des Gegenstandes und der Selbsterkenntnis zu erklären; dabei muß
sowohl die unendliche Iteration als auch ein logischer Zirkel im Erklären
vermieden werden. Dies unternimmt Hegel insbesondere in der Logik des Begriffs
und der Idee.“
Es folgen zwei Nachworte von 1984 und 1995.
INHALT
Einleitung 11
Erstes Kapitel
Die Ansätze zu einer Überwindung der endlichen Subjektivität
in Hegels Jugendschriften 38
A. Hegels Kritik an Kants Ethik und die Frage der Einheit des sittlichen
Subjekts 39
B. Die Logik der endlichen Reflexion in ihrem Verhältnis zur Ontologie
des reinen Seins 50
a) Antinomie und Vereinigung. Zur Vorgeschichte der Hegelschen Dialektik
50
b) Die Reflexion des Bewußtseins und die Voraussetzung des reinen
Seins 64
c) Probleme der Genesis der spekulativen Erkenntnis 70
Zweites Kapitel
Die Logik der endlichen Reflexion als Einleitung in die Metaphysik
75
A. Hegels Konzeption der Logik in der frühen Jenaer Zeit
76
a) Grundriß der frühen Logik
76
b) Die frühe Form der Dialektik Hegels als Methode der einleitenden
Logik 93
B. Das Verhältnis von Logik und Metaphysik in Hegels Auseinandersetzung
mit der zeitgenössischen Philosophie 109
a) Hegels Rezeption und Kritik von Kants transzendentaler Deduktion
der Kategorien 109
b) Das Verhältnis von Logik und Idealismus in Hegels Fichtekritik
120
c) Inhalt und Methode der absoluten Metaphysik bei Hegel und Schelling
134
Drittes Kapitel
Die Logik als Begründung des metaphysischen Erkennens 150
A. Hegels Neubestimmung der Aufgaben der Logik in den
späteren Jenaer Systementwürfen 150
a) Die Logik und Metaphysik von 1804/05 150
b) Hegels erster Entwurf einer spekulativen Logik (1805/06)
156
B. Denken und Erkennen in der Logik 160
a) Die Umgestaltung der formalen Logik und das Problem des logischen
Inhalts 160
1. Begriff 160
2. Urteil 165
3. Schluß 172
4. Die Methode des Erkennens 176
b) Dialektik und bestimmte Negation 179
C. Der metaphysische Begriff der absoluten Subjektivität 189
a) Subjektivität und absoluter Geist in Hegels „Metaphysik“ von
1804/05 189
b) Die logisch-metaphysische Struktur der Subjektivität
in Hegels Entwurf einer „spekulativen Philosophie“ 198
1. Spekulativer Satz, Dialektik und Syllogistik 198
2. Die absolute Subjektivität am Ende der „Phänomenlogie“
und die Seinskategorien 205
Viertes Kapitel
Die Subjektivität als Begriff in Hegels spekulativer Logik 209
Vorbemerkung über die verschiedenen Nürnberger Entwürfe
zur propädeutischen Logik 209
A. Die Dialektik der Reflexionsbestimmungen in Hegels „Wissenschaft
der Logik“ 213
B. Der sich selbst denkende Begriff 228
a) Substanz und Subjekt. Hegels Spinoza-Kritik innerhalb der Logik
228
b) Hegels Umdeutung des Kantischen Prinzips der reinen Apperzeption
zum spekulativen Begriff 233
C. Der Begriff und seine Bestimmungen als spekulativer Inhalt der subjektiven
Logik 244
a) Die Subjektivität als Einheit der verschiedenen Begriffsmomente
244
b) Das Urteil als Selbsteinteilung des Begriffs 251
1. Bestimmung des Urteils im allgemeinen 251
2. Die einzelnen Urteile 254
c) Der Schluß als Sich-selbst-Begreifen des Begriffs 266
1. Bestimmung des Schlusses im allgemeinen 266
2. Die einzelnen Schlüsse 273
Fünftes Kapitel
Die absolute Subjektivität als spekulative Idee und Prinzip der
Logik 289
A. Idee und Idealismus in Hegels spekulativer Logik 289
B. Die subjektive Struktur der Idee des Erkennens 295
a) Analytische Methode 295
b) Synthetische Methode 299
C. Die absolute Idee als Sich-Denken und als Methode der Dialektik
305
a) Hegels Interpretation von Aristoteles’ Noesis Noeseos 305
b) Die Dialektik als absolute Subjektivität 313
c) Die Grundformen der Dialektik in der spekulativen Logik
327
D. Endliche und absolute Subjektivität als Prinzip der Philosophie
335
Siglenverzeichnis 347
Literaturverzeichnis 349
Namenregister 364
Sachregister 367
Nachwort zur 2. Auflage 372
Nachwort zur 3. Auflage 388
Lebenslauf
Selbstdarstellung
Werke
Literaturhinweise
Klaus Düsing
Selbstbewußtseinsmodelle.
Moderne Kritiken und systematische Entwürfe zur konkreten Subjektivität,
München (Fink) 1997, 287 S.
ISBN 3-7705-3232-5
Aus Klappentext und Einleitung, S. 19ff.:
„Im ersten Teil des Buches setzt sich der Autor mit Grundtypen von Einwänden
im zwanzigsten Jahrhundert gegen Selbstbewußtseinskonzeptionen auseinander;
kritisch gemustert werden der empirisch-psychologische, der gesellschaftstheoretische,
der ontologische Einwand, ferner analytische Einwände sowie der Einwand
der unendlichen Iteration oder der Zirkeleinwand; dabei werden auch subjektkritische
Positionen der Gehirnforschung betrachtet. Es wird gezeigt, daß die
Einwände abstrakt sind, daß sie vielfach ein bestimmtes Modell
für das Ganze halten und daß sie schwerlich zutreffen können.
Der zweite Teil entwickelt eine Skala von Selbstbewußtseinsmodellen
in einem idealgenetischen Zusammenhang. ...
Das seit dem Idealismus bis heute vielfach zugrundegelegte Modell der
Selbstbeziehung als Subjekt-Objekt-Beziehung wird sich dabei als ein bloß
formales Schema und nicht als ursprüngliche Selbstbeziehungsweise
herausstellen.“
Es „ergeben sich folgende einzelnen Selbstbewußtseinsmodelle:
Noch ganz rudimentär ist die Selbstbeziehung im phänomenologischen
Horizontmodell von Selbstbewußtsein; sie ist hier nur unthematisch
und horizonthaft mitgegenwärtig im Bewußtsein von anderem, von
Umwelthaftem. Wird die Selbstbeziehung eigens thematisiert, so kommt als
nächstes das Modell der thematischen Unmittelbarkeit von Selbstbeziehung
zustande, das nach drei Grundweisen unmittelbarer Selbstgegenwärtigkeit
bestimmt werden kann, nämlich als Seiner-inne-Sein in holistischer
Gestimmtheit, in psychophysischem Selbstgefühl oder in intuitiver
bzw. imaginativer Selbstgegebenheit. ...
Als erstes, relativ einfaches unter den differenzierteren Selbstbewußtseinsmodellen
ergibt sich das Modell der partiellen Selbstidentifikation; auf der Grundlage
eines kontinuierlichen psychophysischen Erlebnisstroms ... und verschiedener
Synthesis- und Identifikationsleistungen schreibt das Selbst sich eine
bestimmte Eigenschaft oder Fähigkeit zu und identifiziert sich damit.
Es setzt als komplexeres Modell, wie dies auch für alle weiteren Modelle
gilt, Erlebnisse von thematischer unmittelbarer Selbstbeziehung als seine
Elemente voraus. Auf solche Selbstbeziehung vom Typ partieller Selbstidentifikation
bezieht sich in der Regel das folgende Modell, das Reflexionsmodell von
Selbstbewußtsein. Dieses kann zwar durch das formale Modell der Selbstbeziehung
als Subjekt-Objekt-Beziehung interpretiert werden; doch ist auch das Reflexionsmodell
konsistent möglich trotz des Iterations- oder Zirkeleinwandes, ...
da die Selbstbeziehung in diesem Modell - anders als es jener Einwand voraussetzt
- inhaltlich asymmetrisch bleibt.
Die nächste Stufe in der Komplexitätssteigerung der Selbstbeziehung
ist mit dem epistemischen Intentionalitätsmodell von Selbstbewußtsein
erreicht. ... Das Selbst sucht sich hier in einem „Persönlichkeitsbild“,
das es von sich entwirft, zu erfassen, was nur in einem subjektivitätstheoretisch
hochkomplex zu bestimmenden Selbstbeziehungstyp gelingen kann, der nicht
immer realisiert wird; es konstituiert mit diesem Entwurf eines „Persönlichkeitsbildes“
eine Gesamtselbstbeziehung des Selbst auf sich, deren Relata jeweils schon
einfachere Selbstbeziehungen enthalten; d.h. als mehrfältig sich gegenwärtiges
Selbst bezieht es sich auf sich als erinnertes, aber auch erreichtes sowie
als horizonthaft erstrebtes Selbst; ... auch diese epistemische Gesamtselbstbeziehung
aber bleibt asymmetrisch. - Wird das erstrebte Selbst nun als noematischer
Inhalt eigens thematisiert und gewollt, und zwar in einem ihm wesentlichen
‘Lebensplan’ oder ‘Lebensziel’, ... so ergibt sich das Modell voluntativer
Selbstbestimmung, das ebenfalls nicht immer realisiert wird; es geht vom
„Persönlichkeitsbild“ ... als Grundlage aus. ... Auch diese höchst
komplexe Gesamtselbstbeziehung des Selbst auf sich in seinen Relata, die
je schon Synthesen von Selbstbeziehung verschiedener Art in sich enthalten,
bleibt, wie aus dem Unterschied des gegenwärtigen zum erstrebten Selbst
leicht ersichtlich ist, eindeutig asymmetrisch....
Der interne, idealgenetische Zusammenhang dieser Selbstbewußtseinsmodelle
... wird als wesentlich zum Selbstbewußtsein gehörig hervorgehoben
in dem integrativen Konstitutions- und Entwicklungsmodell von Selbstbewußtsein;
... es macht erst verständlich, warum das Selbst die verschiedenen
Modelle als seine Stufen durchgeht. Das Selbst ist damit nicht bloß
analytisch Identisches in jenen Modellen; vielmehr bedeutet der Komplexitätszuwachs
der Selbstbeziehung von Modell zu Modell die fortschreitende und immer
differenzierter vom Selbst konstituierte ... Sinnzunahme von Selbstbewußtsein“.
INHALT
Einleitung 9
ERSTER TEIL: GRUNDTYPEN VON EINWÄNDEN GEGEN EINE THEORIE DES SELBSTBEWUSSTSEINS
23
Vorbemerkung 25
I. Der empirisch-psychologische Einwand (Mach, Husserl, Sartre, Freud)
27
II. Der gesellschaftstheoretische Einwand (Adorno, Luhmann, Mead, Habermas)
41
III. Der ontologische Einwand (Hartmann, Heidegger)
59
IV. Analytische Einwände (Russell, Wittgenstein, Ryle, Rorty, Dennett,
Nagel u.a.) 75
V. Der Einwand der unendlichen Iteration in der Selbstvorstellung und
der Zirkeleinwand
(Plotin, klassische deutsche Philosophie, Herbart, Husserl, Ryle, Henrich
u.a.) 97
ZWEITER TEIL: SELBSTBEWUSSTSEINSMODELLE IN IDEAL-GENETISCHEM ZUSAMMENHANG
121
Einleitung 123
1. Erinnerung an Selbstbewußtseinsphänomene
123
2. Überlegungen zum methodischen Fortgang 128
I. Das phänomenologische Horizontmodelle von Selbstbewußtsein
137
II. Das Modell thematischer Unmittelbarkeit von Selbstbeziehung
149
III. Das Modell partieller Selbstidentifikation 165
IV. Das Reflexionsmodell von Selbstbewußtsein 187
V. Das epistemische Intentionalitätsmodell von Selbstbewußtsein
203
VI. Das Selbstbewußtseinsmodell der voluntativen Selbstbestimmung
229
VII. Das integrative Konstitutions- und Entwicklungsmodell von Selbstbewußtsein
257
Literaturverzeichnis 269
Namenregister 279
Sachregister 282
Lebenslauf
Selbstdarstellung
Werke
Literaturhinweise