Internationale
Gesellschaft
‚System der
Philosophie‘
„Die Gründung der
„Internationalen Gesellschaft ‚System der
Philosophie‘“
in Verbindung mit den in ihrem Auftrag herausgegebenen „Studien
zum System der Philosophie“ soll
Voraussetzungen schaffen, welche
eine Verwandlung der philosophischen Systemforschung in einen modernen
Diskurs ermöglichen. Zunächst einmal muß
der Tatsache Rechnung
getragen werden, daß unter modernen Bedingungen, anders als
in der
Tradition, die Mehrheit der Philosophinnen und Philosophen keineswegs
an
Fragen des philosophischen Systems interessiert ist. Die
Gründung
einer eigens diesem Forschungszweig gewidmeten Gesellschaft dient
zunächst
einmal dem Zweck, diejenige Minderheit der Philosophinnen und
Philosophen
zu finden und zu erfassen, die sich an diesem Diskurs aktiv oder
rezeptiv
beteiligen will. Dieser Personenkreis kann durch die Gesellschaft und
die
von ihr herausgegebenen Publikationen ein Artikulations- und
Diskussionsforum
finden, das außerdem der Information einer breiteren
Öffentlichkeit
dient.
[Da] es heute nicht mehr genügt, ein Buch
mit dem
Titel ,,System der Philosophie“ zu veröffentlichen
und der dazu folgenden
- oder unter heutigen Bedingungen zumeist fehlenden - Diskussion freien
Lauf zu lassen ... ist es heute nötig, dem Systementwurf
gezielt kritische
Kommentare anderer Autoren, die jeweils kompetent sind entweder in
philosophischen
Spezialdiskursen bzw. Einzelwissenschaften oder im jeweils aktuellen
Stand
der philologisch und philosophisch vertretbaren Interpretation je
bestimmter
Texte der philosophischen Tradition, beizugesellen. Nicht der
Systementwurf
allein, sondern seine Verbindung mit einer Serie gezielt erfragter
kritischer
Kommentare von kompetenten Spezialisten kann heute wissenschaftlich
ernst
genommen werden und - bei geeigneter gemeinverständlicher
Zusammenfassung
auch breiteres, über die engsten Fachzirkel hinausgehendes
öffentliches
Interesse finden. Dies, sowie die wechselseitige Kritik der
Systemkonzeptionen
untereinander, kann dem einzelnen Systemautor kaum gelingen. Aber die
vereinten
Bemühungen vieler im Rahmen eines kontinuierlichen Diskurses
können
vielleicht, und das ist unsere Hoffnung, hier ein neues Paradigma
schaffen.
Wichtig ist auch, zu einer Dokumentation der seit
der
Spätphase des Neukantianismus sehr verstreuten Literatur zu
gelangen
und zu prüfen, wieweit sich in den mannigfaltigen und
zerstreuten
Bemühungen der letzten siebzig Jahre und der Gegenwart um das
System
der Philosophie nicht doch eine oder mehrere Entwicklungsrichtungen
feststellen
lassen. Vieles spricht nämlich dafür, daß
dies trotz allem
der Fall ist. Die Dokumentation und historische Aufarbeitung der
philosophischen
Systembildungen in unserem Jahrhundert ist also mit eine wichtige
Teilaufgabe
des zu begründenden Diskurses.“
aus Hans-Dieter Klein,
Warum Studien zum
System der Philosophie?, in: Systeme
im Denken der Gegenwart, hg. von Hans-Dieter
Klein, Bonn (Bouvier)
1993, S. 13.