THEMEN

Elektronische
TEXTE
Online Papers
 
 

Internationale
Gesellschaft
System der
Philosophie

Studien
 zum System der
Philosophie
 
 
 
 
 
 
 

Philosophie-Seiten
LINKS

 

Archiv für Systematische Philosophie 

Lebenslauf   Selbstdarstellung   Werke   Literaturhinweise
 

Klaus Düsing



Klaus Düsing
Lebenslauf
 

Geboren am 3. September 1940 in Köln 
Studium der Philosophie, der Germanistik und der Klassischen Philologie (bes. Latinistik) an den Universitäten Köln und Zürich 
Promotion zum Dr. phil. März 1967 an der Universität Köln 
Wiss. Mitarbeiter und Assistent im Hegel-Archiv Bonn, später Bochum (1967-1974) 
Habilitandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974-1975 
Habilitation Februar 1975 an der Ruhr-Universität Bochum 
Privatdozent, später Professor an der Ruhr-Universität Bochum (1975-1980) 
Universitätsprofessor an der Universität-Gesamthochschule Siegen 1980-1983 
Universitätsprofessor an der Universität zu Köln seit 1983, Vorstand des Philosophischen Seminars, Vorstand des Husserl-Archivs 
Ruf an die Ruhr-Universität Bochum 1994, abgelehnt 
Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1984-1992 
Mitglied des Langfristausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 1992. 

Lebenslauf   Selbstdarstellung   Werke   Literaturhinweise










Selbstdarstellung

In meinem Studium in Köln und Zürich standen zunächst klassische und moderne deutsche Literatur sowie klassische antike Literatur im Vordergrund. Nach einigen Semestern entschied ich mich für die Philosophie; ich studierte in Köln bei Herrn Heimsoeth, der damals schon emeritiert war, bei Herrn Landgrebe und Herrn Volkmann-Schluck. Bei Herrn Landgrebe promovierte ich 1967 mit der Dissertation: Die Teleologie in Kants Weltbegriff (Bonn, 1. Aufl. 1968, 2. Aufl. 1986). In ihr wird mit einigen damals dezent aufgestellten Tabus gebrochen. Heidegger findet bei Kant nur einen abstrakt-kosmologischen Weltbegriff. Dagegen wird dargelegt, daß Kant durchaus einen konkreten Weltbegriff konzipiert in seiner Theorie der Angemessenheit und Zweckmäßigkeit des Mannigfaltigen der Welt für unsere Fassungskraft; denn dadurch wird Orientieren, besonderes Erkennen und Handeln in der Welt ermöglicht. Dieser Ansatz Kants stellt in der „Kritik der Urteilskraft“ die Grundlage für die Explikation der verschiedenen Arten der Zweckmäßigkeit dar. Ferner wird gegen die Vermutung Heideggers und seiner Anhänger, konkrete Welt oder Lebenswelt könne schwerlich in einem Subjekt fundiert sein, die These vertreten, daß bei Kant diese konkrete Weltvorstellung Entwurf der reflektierenden Urteilskraft des konkreten Subjekts ist. Es wird versucht, dies in Detaildarstellungen von den Anfängen beim vorkritischen Kant bis zum Opus postumum, vor allem aber in der „Kritik der Urteilskraft“ auszuführen. 
Danach erhielt ich eine Mitarbeiterstelle, zeitweise Assistentenstelle im Hegel-Archiv Bonn, später Bochum. Meine Aufgaben bestanden vor allem in der Edition von Band 6 der historisch-kritischen Hegel-Ausgabe und einige Jahre in der Redaktion der Hegel-Studien. Die Spezialbibliothek des Hegel-Archivs und die Kontakte mit namhaften Forschern ermöglichten mir Forschungen zum deutschen Idealismus. Es entstanden Aufsätze zu Kant, Schelling und Hegel sowie, gefördert durch ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Habilitationsschrift, die unter dem Titel: Das Problem der Subjektivität in Hegels Logik veröffentlicht wurde (Bonn, 1. Aufl. 1976, 2. Aufl. 1984, 3. Aufl. 1995). Die Habilitation erfolgte 1975 an der Ruhr-Universität Bochum. 
Neu ist in dieser Habilitationsschrift gegenüber der damaligen Hegel-Forschung die These und ihre konsequente Durchführung, daß Hegels Logik Theorie der reinen Subjektivität und speziell die spekulative Logik Theorie der absoluten Subjektivität ist; dies verstößt gegen die damals favorisierte Auffassung, Hegel lehre vor allem ein objektives, ontologisches Denken, und die höchste von ihm konzipierte Einheit sei die Subjekt-Objekt-Identität. Neu ist in dieser Schrift auch, verglichen mit der damaligen Hegel-Forschung, die Darlegung der Entwicklungsgeschichte von Hegels Logik-Konzeptionen, und zwar als Wandlungs- und Argumentationsgeschichte. So werden im einzelnen Hegels Logik-Entwürfe von den ersten Ansätzen in den Jugendschriften an über die Jenaer Entwürfe bis zur „Wissenschaft der Logik“ und zur „Enzyklopädie“ insbesondere in ihrem Grundlegungssinn erörtert; ihr Prinzip ist die denkende und sich selbst denkende Subjektivität, sei es die endliche, reflexive wie in Hegels ersten Entwürfen, sei es die unendliche, absolute Subjektivität wie in Hegels reifer Logik. Es zeigt sich, daß sich mit der Entwicklung von einer Logik der endlichen Reflexion zu einer spekulativen Logik zugleich die Dialektik von einer negativen zu einer positiven, spekulativen Dialektik wandelt. Diese Untersuchungen werden angeknüpft an moderne Probleme, auch Kritiken des Begriffs der Subjektivität. Vor allem wird der sog. Zirkeleinwand oder der Einwand der unendlichen Iteration der Voraussetzung des Subjekts in der Selbstvorstellung für Hegels Logik, insbesondere für seine entfaltete spekulative Logik zurückgewiesen; denn das Denken seiner selbst basiert in ihr auf einfacheren Kategorien und nicht auf dem Zirkel der Selbstvoraussetzung. Darin ist zugleich Hegels theoretische Lösung der Frage enthalten, die sich dezidiert seit Kant stellt, nämlich ob die Logik oder die Theorie des reinen denkenden Subjekts die eigentliche Grundlegungswissenschaft ist. Für den frühen Fichte und den jungen Schelling geht der transzendentale Idealismus als Theorie des reinen Ich systematisch voraus und begründet die Logik; doch müssen dafür schon logische Gesetze und Kategorien als gültige verwendet werden. Kant ebenso wie Hegel entwickeln die Theorie der reinen Subjektivität als Logik, Kant nur dem Ansatz nach, Hegel explizit. Die dialektische Entwicklung der Kategorien, die auch die Denkformen der formalen Logik aufnimmt und aufhebt, ist die immanente Strukturentwicklung der absoluten Subjektivität, die als solche am Schluß erreicht wird und in jenen Bestimmungen als ihren Momenten sich selbst denkt. Aristoteles’ und Plotins Noesis Noeseos ist darin zur Subjektivität verwandelt. Eine bleibende Schwierigkeit in dieser hochdifferenzierten spekulativen Theorie aber ist der Anspruch auf vollständige Erkenntnis des Absoluten. 
Nach der Habilitation war ich zunächst als Privatdozent, später als Professor an der Ruhr-Universität Bochum tätig (von 1975 bis 1980). Dann wirkte ich an der kleineren, aber auch idyllischeren Universität-Gesamthochschule Siegen (von 1980 bis 1983). Im Jahre 1983 folgte ich einem Ruf an die Universität Köln mit ihren großen Hörerzahlen und internationalen Besuchern, an der ich trotz eines Rufes an die Ruhr-Universität Bochum (1994) verblieb und bis heute tätig bin. Hinzu kommt meine umfangreiche Gutachtertätigkeit für die Deutsche Forschungsgemeinschaft seit 1984, zunächst als Fachgutachter in zwei Perioden und danach als Mitglied des Langfristausschusses; das entscheidende Motiv, von dem ich mich bei dieser teilweise entsagungsvollen Tätigkeit leiten ließ, war und ist die platonische Idee der Gerechtigkeit. 
In diesen Jahren meiner Tätigkeit weitete ich meine Forschung zur klassischen deutschen Philosophie von Kant bis Hegel aus und wandte mich auch neuen Gebieten zu. So entstanden Untersuchungen zu entscheidenden Beziehungen zwischen klassischer deutscher und antiker Philosophie. In mehreren Abhandlungen wird dargelegt, wie Hegel die Ontologie und Dialektik des späten Platon aufnimmt und verändert und wie er Aristoteles’ Ontologie der Ousia und dessen philosophische Theologie aus seinem eigenen subjektivitätstheoretichen Horizont uminterpretiert. Hierbei werden die antiken Theorien nicht nur aus Hegels Sicht geschildert, sondern in ihrem ursprünglichen Sinn entwickelt, und erst daraufhin werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Hegels Ontologie und Metaphysik hervorgehoben. Dabei zeigt sich, daß den antiken Denkern Phänomene und Probleme der denkenden Selbstbeziehung keineswegs fremd sind, daß sie aber kaum explizite Theorien darüber ausbilden. Diese Untersuchungen, ergänzt von Darlegungen zu Hegels Position zu den Vorsokratikern und zu den antiken Neuplatonikern sowie erweitert um Erörterungen des Verhältnisses Spinoza - Hegel und Kant - Hegel, finden Eingang in das Buch: Hegel und die Geschichte der Philosophie (Darmstadt 1983). Im Anschluß daran werden in weiteren Aufsätzen systematisch Dialektikmodelle aufgestellt, wie man sie anhand von Platons „Sophistes“, Hegels Logik und Heideggers „Sophistes“-Weiterführung explizieren kann. Ebenso lassen sich als Hintergründe der Anverwandlung und Veränderung antiker Ontologie in der klassischen deutschen Philosophie systematisch bestimmte Ontologietypen aufstellen, die jene Divergenzen und Konvergenzen erklären können. 
Meine Untersuchungen zur klassischen deutschen Philosophie gelten ebenso der Ethik; sie erfolgen vor dem systematischen Hintergrund von Ethik-Typen, die in jenen Positionen und in den antiken Ethiken, auf die sie sich beziehen, ganz verschieden erfüllt sind. Solche Untersuchungen sollen fortgesetzt werden in Auseinandersetzungen mit neueren und neuen Ethik-Entwürfen, deren prinzipielle Differenzen sich auf solche unterschiedlichen Grundtypen zurückführen lassen. - Ferner erstrecken sich die Untersuchungen zur klassischen deutschen Philosophie auf die Ästhetik, die in ihr jeweils einen herausragenden systematischen Stellenwert hat. Die unterschiedlichen Theorien, auch Spezialtheorien etwa zur antiken Tragödie, lassen sich zwanglos in einen systematischen Entwurf  von Grundtypen der Ästhetik einordnen. - In der Epoche von Kant bis Hegel kann keiner der klassischen Denker nur für sich betrachtet werden; jeder steht in Konstellation zu den andern. Mehrere Untersuchungen gelten daher dem Verhältnis Hegels zu Hölderlin und Hegels zu Schelling; ein Buch (Schellings und Hegels erste absolute Metaphysik (1801-1802), Köln 1988), das auch die neu aufgefundene Nachschrift Troxlers zur ersten Vorlesung Hegels in Jena und zu einer frühen Vorlesung Schellings enthält, zeigt auf, wie Hegel inaugurierend für den ihm mit Schelling gemeinsamen Ansatz einer absoluten Metaphysik (ab 1801) wirkt. Es ist der Versuch einer Erklärung der Genesis des spekulativen Idealismus. 
Systematisch am bedeutsamsten aber ist Hegels Verhältnis zu Kant, das ich zum Gegenstand mehrerer Abhandlungen gemacht habe, und zwar insbesondere auf dem Gebiet der theoretischen Philosophie, aber auch der Ethik und der Ästhetik. Untersucht werden Hegels Kantkritik, seine darin enthaltenen Umdeutungen und Abänderungen, Kants eigene Lehre sowie Gemeinsamkeiten und Konfrontationen der kritischen und der spekulativen Philosophie. Hierbei zeigt sich, daß Hegel durchaus evident auf Lücken der kritischen Philosophie aufmerksam macht und sie im Rahmen seiner spekulativen Theorie ausfüllt; so wird z.B. die Selbsterfassung der rein denkenden Apperzeption durch Kategorien, die doch ihre Momente sind, von Kant zwar konzediert, aber nicht systematisch entwickelt; die Methode der Explikation der Apperzeption bleibt deskriptiv; das Verhältnis von Selbstbeziehung des letztlich sich denkenden Selbstbewußtseins zur Objektkonstitution bleibt dunkel. Alles dies entfaltet Hegel in seiner Logik; doch beansprucht er zugleich, das Absolute spekulativ erkennen zu können, was mit Kants erkenntniskritischen Prämissen nicht vereinbar ist. Auch Hegel vertritt zwar eine Metaphysikkritik, aber diese ist spekulativ-dialektisch, nicht erkenntniskritisch; erkenntniskritische Alternativen zu seinen subjektivitätstheoretischen Kant-Weiterführungen bleiben möglich. 
In anderen Untersuchungen befaßte ich mich mit Kants Theorie der Zeit und der Zeitbestimmungen; ich betrachtete die Gründe für die Abänderung dieser Theorie einerseits in der relativistischen Physik und andererseits in der Kant-Interpretation Heideggers und in dessen eigener Zeittheorie. Aus solchen phänomenologischen und fundamentalontologischen Zusammenhängen wurde mir bald evident, daß die Bestimmung von Selbstbewußtsein nach dem Modell der Selbstbeziehung als Subjekt-Objekt-Beziehung, wie sie im Idealismus und im Neukantianismus vorgenommen wird, zu eng und zu einfach ist. So entstand meine neue Theorie der Selbstbewußtseinsmodelle. Diese findet das Pendant ihrer idealgenetischen Explikation von Selbstbeziehungstypen in der idealistischen Geschichte des Selbstbewußtseins, deren verschiedene Ausprägungen ich bei Fichte, Schelling und Hegel in je eigenen Abhandlungen untersucht habe, deren Konstruktionsmethode und deren direkte Fundierung von Selbstbewußtseinsgestalten in einem Absoluten ich aber nicht aufnehme. 
In dem Buch: Selbstbewußtseinsmodelle (München 1997) wende ich mich zunächst modernen Kritiken am Selbstbewußtseins- oder Subjektbegriff und an Subjektivitätstheorien zu. Diese Kritiken, die das Ich als unrettbar ausrufen, werden in fünf Einwandtypen gegliedert, die selbst wieder weitgehend von bestimmten, begründungsbedürftigen, untereinander nicht kompatiblen Theorien abhängig sind; hierbei geht es immer spezifisch um die Argumente der Bestreitung des Sinnes oder der Bedeutung von Selbstbewußtsein. So werden die Varianten des empirisch-psychologischen, des gesellschaftstheoretischen, des ontologischen Einwandes, der analytischen und modernen materialistischen Einwände sowie des Iterations- oder Zirkeleinwandes untersucht. Näher erwähnt sei der gesellschaftstheoretische Einwand, der bis in die achtziger und neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts prävaliert und der besagt, Selbstbewußtsein sei keine eigene Entität in der Gesellschaft, die als Ganzes oder als selbstregulatorisches System selbständig existiert. Dies widerspricht evidentermaßen Phänomenen ebenso wie hochdifferenzierten Theorien, mit denen keine Auseinandersetzung stattfindet. Heute sind analytische und materialistische Einwände vorherrschend; sie behaupten in Radikalisierung des Behaviorismus und insbesondere in bestimmter, einseitiger Auslegung von Ergebnissen der expandierenden Gehirnforschung, der Geist sei nichts als das Gehirn; wird dies funktionalistisch fortgeführt, so gilt das Gehirn lediglich als hochentwickelter Computer. Es wird in dem Buch - und in weiteren Aufsätzen - dargelegt, daß beide Identifizierungen vorschnell und wenig begründet sind. Auch der Iterations- oder Zirkeleinwand wird heute noch favorisiert; von ihm wird gezeigt, daß er nur auf eine Selbstbeziehung des Ich als symmetrische Subjekt-Objekt-Beziehung zutrifft, die allenfalls ein extremer Grenzfall von Selbstbeziehung des Selbstbewußtseins ist. 
Diese Prüfung der Typen von modernen Subjektkritiken ergibt, daß Subjektivitätstheorie keineswegs unmöglich ist. Über idealistische und phänomenologische Theorien hinaus wird nun eine neue Theorie von Selbstbewußtseinsmodellen entfaltet. Für sie ist Selbstbewußtsein nicht von monolithischer Bedeutung. Es entwickelt sich von Modell zu Modell in zunehmend komplexer werdender Selbstbeziehungsstruktur; der Gang durch diese Modelle markiert jeweils eine Sinnzunahme von Selbstbewußtsein. Ein Selbstbewußtseinsmodell ist dabei eine idealtypische Weise, wie ein Selbstbewußtsein sich auf einer bestimmten Stufe als ganzes versteht. Die Abfolge dieser Modelle kann nur idealgenetisch sein; für eine realgeschichtliche Darlegung fehlen entscheidende paläontologische, ur- und frühgeschichtliche Fakten; ferner setzte sie eine Konzeption dessen, was sich da real entwickeln soll, also des Selbstbewußtseins und seiner Modelle schon voraus. 
Das erste, einfachste, noch rudimentäre Modell von Selbstbewußtsein ist das phänomenologische Horizontmodell. Danach bezieht Selbstbewußtsein sich zunächst immer auf Begegnendes in seiner natürlichen und sozialen Umwelt, eine Grundstruktur, die auch in höherstufigen Selbstbewußtseinsmodellen prinzipiell erhalten bleibt. Das Selbstbewußtsein ist in solcher Umweltbeziehung seiner selbst nur unthematisch oder horizonthaft inne; es liegt sich im Halbschatten seines Aufmerksamkeitslichtkegels. Was nur horizonthaft mitgegenwärtig ist, kann eigens thematisiert werden. So entsteht, wenn dies beim Selbst geschieht, das neue Selbstbewußtseinsmodell der thematischen Unmittelbarkeit der Selbstbeziehung. Diese kann erlebt werden in holistischer Gestimmtheit, in psychophysischem Selbstgefühl oder in anschaulicher oder imaginativer unmittelbarer Selbstvorstellung. Gehirnphysiologische Untersuchungen über das Wahrnehmen können die Zusammenhänge zwischen horizonthaftem und thematischem Seiner-inne-Sein bestätigen. 
Bei solchen unmittelbaren Weisen der Selbstbeziehung allein kann es nicht bleiben; sie machen komplexere Selbstbeziehungsweisen keineswegs unmöglich, die allesamt Sprache voraussetzen. Das erste komplexere Modell ist dasjenige der partiellen Selbstidentifikation, nach der das Selbst sich eine bestimmte Eigenschaft zuschreibt. Hierzu sind mehrfache Synthesen von Erlebnissen des Selbst erforderlich. Richtet das Selbst sich eigens auf diese Selbstzuschreibung, so entsteht das Reflexionsmodell. Es ist keineswegs unmöglich, wie der Iterations- oder Zirkeleinwand insinuiert; denn es bleibt - wie die vorherigen und auch die folgenden Modelle - asymmetrisch; das reflektierende ist z.B. in der Erinnerung inhaltlich vom reflektierten Selbst verschieden. So findet die symmetrische Subjekt-Objekt-Beziehung auch hier nicht statt, gegen die jener Einwand argumentiert. Noch komplexer ist das epistemische Intentionalitätsmodell, in dem das Selbst ein Persönlichkeitsbild von sich entwickelt. Es schreibt sich reflexiv nicht nur eine, sondern viele Eigenschaften zu, und zwar nicht in linearer Reihung, sondern als wesentliche und als oszillierende. Dabei stellt es sich als vergangenes mit seinen früheren Selbstbeziehungsweisen, als gegenwärtiges mit seinen aktuellen Selbstbeziehungsweisen und horizonthaft auch als zukünftiges mit seinen erwarteten Selbstbeziehungen vor. Dies Modell enthält also eine Gesamtselbstbeziehung von Instanzen des Selbst, die je schon über Selbstbeziehungsweisen verfügen. Exemplifizieren läßt sich dies etwas an einer Autobiographie. Das komplexeste unter den einzelnen Modellen ist dasjenige der voluntativen Selbstbestimmung. Es enthält das vorherige in sich und zielt auf den Entwurf eines eigenen Lebensplans ab, der kausalen Einfluß auf Haltungen, Maximen, Entschlüsse und Handlungen hat. Auch hier sind die Instanzen des Selbst das vergangene, das gegenwärtige und das - nunmehr prävalierende - zukünftige Selbst mit ihren eigenen Selbstbeziehungen, die in der voluntativen Gesamtselbstbeziehung vereinigt werden. - Im Durchgang durch diese Modelle, wobei auch die einfachen als Basis erhalten bleiben, konstituiert sich das Selbstbewußtsein in seiner Bedeutungsfülle. 
Dies ist eine Theorie konkreter Subjektivität. Eine Ethik und eine Erkenntnistheorie und Ontologie, die im Prinzip der Subjektivität und in bestimmten verallgemeinerten Selbstbewußtseinsmodellen fundiert sind, sollen folgen. 
 


Lebenslauf   Selbstdarstellung   Werke   Literaturhinweise







Schriftenverzeichnis 
 

Bücher:

A. Eigene Darstellungen: 

Die Teleologie in Kants Weltbegriff. Kant-Studien. Ergänzungsheft 96. Bonn 1968. 243 S. Zweite, um einen Anhang erweiterte Auflage. Bonn 1986. 281 S. 

Das Problem der Subjektivität in Hegels Logik. Systematische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen zum Prinzip des Idealismus und zur Dialektik. Hegel-Studien. Beiheft 15. Bonn 1976. 371 S. 
Zweite, um ein Nachwort erweiterte Auflage. Bonn 1984. 387 S. Dritte, um ein Nachwort erweiterte Auflage. Bonn 1995. 399 S. 

Hegel und die Geschichte der Philosophie. Ontologie und Dialektik in Antike und Neuzeit. Darmstadt 1983. 272 S. 
Übersetzung ins Chinesische von Wang Shuren. 1992 (Übersetzung ins Japanische in Vorbereitung) 

Schellings und Hegels erste absolute Metaphysik (1801-1802). Zusammenfassende Vorlesungsnachschriften von I.P.V. Troxler. Hrsg., eingeleitet und mit Interpretationen versehen von Klaus Düsing. Köln 1988. VIII, 207 S. (Edition und Interpretation). 

Selbstbewußtseinsmodelle. Moderne Kritiken und systematische Entwürfe zur konkreten Subjektivität. München 1997. 287 S.

Fundamente der Ethik.Unzeitgemäße typologische und subjektivitätstheoretische Untersuchungen. Stuttgart 2005, XIV, 334 S.


B. Editionen: 

Hegel: Gesammelte Werke. Band 6: Jenaer Systementwürfe I. Hrsg. von K. Düsing und H. Kimmerle. Hamburg 1975. 386 S. (Historisch-kritische Edition). 

Hegel: Jenaer Systementwürfe I. Das System der spekulativen Philosophie. Hrsg. von K. Düsing und H. Kimmerle. Hamburg 1986. XXXVII, 286 S. (Studienausgabe von: Hegel: Gesammelte Werke. Band 6).


Abhandlungen, Aufsätze:

Spekulation und Reflexion. Zur Zusammenarbeit Schellings und Hegels in Jena. In: Hegel-Studien. 5 (1969), 95-128. 

Das Problem des höchsten Gutes in Kants praktischer Philosophie. In: Kant-Studien. 62 (1971), 5-42. 

Das Problem der Denkökonomie bei Husserl und Mach. In: Perspektiven transzendental-phänomenologischer Forschung. L. Landgrebe zum 70. Geburtstag. Den Haag 1972. 225-254. 

Die Rezeption der Kantischen Postulatenlehre in den frühen philosophischen Entwürfen Schellings und Hegels. In: Das älteste Systemprogramm. Hrsg. von R. Bubner. Bonn 1973 (Hegel-Studien. Beiheft 9). 53-90. 

Die Bedeutung des antiken Skeptizismus für Hegels Kritik der sinnlichen Gewißheit. In: Hegel-Studien. 8 (1973), 119-130. 

Kant und Epikur. Untersuchungen zum Problem der Grundlegung einer Ethik. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie. 1 (1976), 39-58 (Heft 2). 

Jugendschriften. In: Hegel. Hrsg. von O. Pöggeler. Freiburg und München 1977. 28-42. 

Spekulative Logik und positive Philosophie. Thesen zur Auseinandersetzung des späten Schelling mit Hegel. In: Ist systematische Philosophie möglich? Stuttgarter Hegel-Kongreß 1975. Bonn 1977 (Hegel-Studien. Beiheft 17). 117-128. 

Hegels Begriff der Subjektivität in der Logik und in der Philosophie des subjektiven Geistes. In: Hegels philosophische Psychologie. Bonn 1979 (Hegel-Studien. Beiheft 19). 201-214). 

Idealistische Substanzmetaphysik. Probleme der Systementwicklung bei Schelling und Hegel in Jena. In: Hegel in Jena. Hegel-Tage Zwettl 1977. Bonn 1980 (Hegel-Studien. Beiheft 20. 25-44). 

Objektive und subjektive Zeit. Untersuchungen zu Kants Zeittheorie und zu ihrer modernen kritischen Rezeption. In: Kant-Studien. 71 (1980), 1-34. 

Ontologie und Dialektik bei Plato und Hegel. In: Hegel-Studien. 15 (1980), 95-150. 

Ästhetischer Platonismus bei Hölderlin und Hegel. In: Homburg v.d.H. in der deutschen Geistesgeschichte. Stuttgart 1981. 101-117. Übersetzung ins Japanische im Verlag Koron Sha 1985. 

Teleologie und natürlicher Weltbegriff. Untersuchungen zu Strukturen alltäglicher Erfah-rungswelt. In: Neue Hefte für Philosophie. 20 (1981), 31-59. 

Idealität und Geschichtlichkeit der Kunst in Hegels Ästhetik. In: Zeitschrift für philoso-phische Forschung. 35 (1981), 319-340. 

Lineamenti di ontologia e teologia in Aristotele e Hegel. In: Il Pensiero. N.S. 23 (luglio-dicembre). 1982. 5-32. 

Constitution and Structure of Self-Identity: Kant's Theory of Apperception and Hegel's Criticism. In: Midwest Studies in Philosophy. 8 (1983), 409-431. 

Politische Ethik bei Plato und Hegel. In: Hegel-Studien. 19 (1984), 95-145. 

Identität und Widerspruch. Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der Dialektik Hegels. In: Giornale di Metafisica. N.S. 6 (1984), 315-358. 

Teleologie der Natur. Eine Kant-Interpretation mit Ausblicken auf Schelling. In: Natur und Subjektivität. Zur Auseinandersetzung mit der Naturphilosophie des jungen Schelling. Schelling-Tagung Zürich 1983. Stuttgart-Bad Cannstatt 1985. 187-210. 

Syllogistik und Dialektik in Hegels spekulativer Logik. In: Hegels Wissenschaft der Logik. Hrsg. von D. Henrich. Stuttgart 1986. 15-38. Übersetzung ins Russische. Moskau 1987. 

Die Idee des Lebens in Hegels Logik. In: Hegels Philosophie der Natur. Hrsg. von R.-P. Horstmann und M.J.Petry. Stuttgart 1986. 276-289. 

Ästhetische Einbildungskraft und intuitiver Verstand. Kants Lehre und Hegels spekulativ-idealistische Umdeutung. In: Hegel-Studien. 21 (1986), 87-128. 

Vernunfteinheit und unvordenkliches Daßsein. Konzeptionen der Überwindung negativer Theologie bei Schelling und Hegel. In: Einheitskonzepte in der idealistischen und in der gegenwärtigen Philosophie. Hrsg. von K. Gloy und D. Schmidig. Bern 1987. 109-136. 

Cogito, ergo sum? Untersuchungen zu Descartes und Kant. In: Wiener Jahrbuch für Philosophie. 19 (1987), 95-106. 

Die Theorie der Tragödie bei Hölderlin und Hegel. In: Jenseits des Idealismus. Hölderlins letzte Homburger Jahre (1804-1806). Hrsg. von Chr. Jamme und O. Pöggeler. Bonn 1988. 55-82. 

Tod und Unsterblichkeit in Platons Ethik. In: Sterblichkeitserfahrung und Ethikbegrün-dung. Ein Kolloquium für Werner Marx. Hrsg. von W. Brüstle und L. Siep. Essen 1988. 95-114. 

Der Übergang von der Natur zur Freiheit und die ästhetische Bildung bei Kant. In Humanität und Bildung. Hrsg. von J. Schurr etc. Hildesheim/Zürich/New York 1988. 87-100. 

Schellings Genieästhetik. In: Philosophie und Poesie. O. Pöggeler zum 60. Geburtstag. Hrsg. von A. Gethmann-Siefert. Stuttgart 1988. Bd 1. 193-213. 

Soggetto e autocoscienza in Kant e in Hegel. In: Teoria. 8 (1988), 49-65. 

Dialektik und Geschichtsmetaphysik in Hegels Konzeption philosophiegeschichtlicher Entwicklung. In: Logik und Geschichte in Hegels System. Hrsg. von H.-Chr. Lucas und G. Planty-Bonjour. Stuttgart-Bad Cannstatt 1989. 127-145. 

Beauty as the Transition from Nature to Freedom in Kant's Critique of Judgment. In: Nous. 24 (1990), 79-92. 

Naturteleologie und Metaphysik bei Kant und Hegel. In: Hegel und die "Kritik der Urteilskraft". Hrsg. von H.-F. Fulda und R.-P. Horstmann. Stuttgart 1990. 139-157. 

Hegelova fenomenologija i idealisticka povijest samosvijesti (Hegels Phänomenologie und die idealistische Geschichte des Selbstbewußtseins). Serbokroatisch. In: Godisnjak za povijest filozofije. 6 (1988), 32-48. 

Modeli samosvijesti u Heideggerovom razmimoilazenju s Kantom (Selbstbewußtseinsmodelle in Heideggers Auseinandersetzung mit Kant). In: Godisnjak za povijest filozofije. 7 (1989), 68-85. Serbokroatisch. 

Endliche und absolute Subjektivität. Untersuchungen zu Hegels philosophischer Psychologie und zu ihrer spekulativen Grundlegung. In: Hegels Theorie des subjektiven Geistes in der "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse". Hrsg. von L. Eley. Stuttgart-Bad Cannstatt 1990. 33-58. Übersetzt ins Chinesische in: Deutsche Philosophie. Bd 13. Hrsg. von Shi-yin Zhang. Wuhan 1994. 

Formen der Dialektik bei Plato und Hegel. In: Hegel und die antike Dialektik. H.-G. Gadamer zum 90. Geburtstag. Hrsg. von M. Riedel. Frankfurt a.M. 1990. 169-191. 

Hegels Metaphysikkritik, dargestellt am Beispiel seiner Auseinandersetzung mit Kants Antinomienlehre. In: Denken unterwegs. H. Kimmerle zum 60. Geburtstag. Hrsg. von H. Oosterling und F. de Jong. Amsterdam 1990. 109-125. 

Hegels Theorie der Einbildungskraft. In: Psychologie und Anthropologie oder Philosophie des Geistes. Hrsg. von F. Hespe und B. Tuschling. Stuttgart-Bad Cannstatt 1991. 297-320. 

Von der Substanz zum Subjekt. Hegels spekulative Spinoza-Deutung. In: Spinoza und der deutsche Idealismus. Hrsg. von M. Walther. Würzburg 1991. 163-180. 

Selbstbewußtseinsmodelle. Apperzeption und Zeitbewußtsein in Heideggers Auseinandersetzung mit Kant. In: Zeiterfahrung und Personalität. Hrsg. vom Forum für Philosophie Bad Homburg. Frankfurt a.M. 1992. 89-122. 

C'è un circolo dell' autocoscienza? Uno schizzo delle posizioni paradigmatiche e dei modelli di autocoscienza da Kant a Heidegger. In: Teoria. 12 (1992), 3-29. 

Wandlungen der Tugendlehre bei Platon und Aristoteles. In: Eros und Eris. Liber amicorum für A. Peperzak. Hrsg. von P.J.M. van Tongeren etc. Dordrecht/Boston/London 1992. 25-37. 

Hegels Vorlesungen an der Universität Jena. In: Hegel-Studien. 26 (1991), 15-24. 

Die Entstehung des spekulativen Idealismus. Schellings und Hegels Wandlungen zwischen 1800 und 1801. In: Transzendentalphilosophie und Spekulation. Hrsg. von W. Jaeschke. Philosophisch-Literarische Streitsachen. Bd 2. Hamburg 1993. 144-163. 

Typen der Selbstbeziehung. Erörterungen im Ausgang von Heideggers Auseinandersetzung mit Kant. In: Systeme im Denken der Gegenwart. Hrsg. von H.-D. Klein. Studien zum System der Philosophie. Bd 1. Bonn 1993. 107-122. 

Einbildungskraft und selbstbewußtes Dasein beim frühen Fichte. In: Kategorien der Existenz. Festschrift für W. Janke. Hrsg. von K. Held und J. Hennigfeld. Würzburg 1993. 61-76. 

Hegels Dialektik. Der dreifache Bruch mit dem traditionellen Denken. In: Philosophia perennis. Hrsg. von H.-D. Klein und J. Reikerstorfer. Frankfurt a. M. usw. 1993. 126-138. 

Spontaneità e libertà nella filosofia pratica di Kant. In: Studi kantiani 6 (1993), 23-46. 

Hegels "Phänomenologie" und die idealistische Geschichte des Selbstbewußtseins (Erweiterung von II, 34). In: Hegel-Studien 28 (1993), 103-126. 

Der Begriff der Vernunft in Hegels "Phänomenologie". In: Vernunftbegriffe in der Moderne. Stuttgarter Hegel-Kongreß 1993. Hrsg. von H.F. Fulda und R.-P. Horstmann. Stuttgart 1994. 245-260. Wiederabdruck in: G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes. Hrsg. von D. Köhler und O. Pöggeler. Berlin 1998. 143-162. 

Strukturmodelle des Selbstbewußtseins. Ein systematischer Entwurf. In: Fichte-Studien 7 (1995). 7-26. 

Schema und Einbildungskraft in Kants Kritik der reinenVernunft. In: Aufklärung und Skepsis. G. Gawlick zum 65. Geburtstag. In Verbindung mit H.-U. Hoche und W. Strube hrsg. von L. Kreimendahl. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. 47-71. 

Subjektivitätstheorie im späten zwanzigsten Jahrhundert. Übers. ins Russische von N. Motrosilova. In: Zeitschrift für Philosophie (russisch). 1995. 

Selbstbewußtseinsmodelle. Mein Weg über die klassische deutsche Philosophie zu einer neuen Subjektivitätstheorie. Übers. ins Russische von N. Motrosilova. In: Neuere Philosophie in Deutschland (russisch). Moskau 1996. 

Hegels Theorie der Kunst. In: Art et vérité. Hrsg. von I. Schüßler u.a. (Genos. Bd 3). Lausanne 1996. 229-241. 

Dialektikmodelle. Platons "Sophistes" sowie Hegels und Heideggers Umdeutungen. In: Das Problem der Dialektik. Hrsg. von D. Wandschneider. Bonn 1997. 4-18. 

Ontologie bei Aristoteles und Hegel. In: Hegel-Studien. 32 (1997). 61-92. 

Éthique et doctrine de l'état chez Platon et Hegel. In: Images de Platon et lectures de ses œuvres. L'interprétations de Platon à travers les siècles. Hrsg. von A. Neschke-Hentschke. Louvain-Paris 1997. 283-294. 

Über das Verhältnis von Geist und Gehirn. In: Medizin und Ideologie. 20 (1/1998). 51-58. 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Spekulativer Idealismus und Dialektik. In: Philosophen des 19. Jahrhunderts. Hrsg. von M. Fleischer und J. Hennigfeld. Darmstadt 1998. 70-87. 

Immanuel Kant: Aufklärung und Kritik. In: Philosophen des 18. Jahrhunderts. Hrsg. von L. Kreimendahl. Darmstadt 1999. 
 


Lebenslauf   Selbstdarstellung   Werke   Literaturhinweise





Literaturhinweise 
 
 


Lebenslauf   Selbstdarstellung   Werke   Literaturhinweise